Der vom NS-Regime verwendete euphemistische Begriff der „Arisierung“ umfasst die Zwangsenteignungen des Besitzes der jüdischen Bevölkerung und den damit einhergehenden Raub ihres Vermögens. Für die badischen Großstädte hat die historische Forschung diesen Prozess, der bereits kurz nach der Machtübernahme 1933 begann und in aller Öffentlichkeit vollzogen wurde, in mehreren Studien nachgezeichnet. Dem ländlichen Raum hingegen wurde bislang weniger Aufmerksamkeit zuteil.
Die vorliegende Studie von Marco Wottge untersucht nun – beispielhaft an den beiden Landgemeinden Kippenheim und Schmieheim –, wie diese „Arisierung“ auf dem Dorf stattfand, wo die persönlichen Kontakte zwischen Juden und Nichtjuden zumeist enger und somit die Ausgangslage eine andere war als in den Metropolen. Der Prozess der Ausgrenzung, der allmählichen Vertreibung und schließlich der Vernichtung wird detailliert aufgezeigt und mit den Forschungsergebnissen der Großstädte der Region verglichen.
Die Herausgeber dieses Bandes der Kippenheimer Schriften möchten dazu anregen, sich zukünftig vermehrt in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit dem NS-Verbrechenskomplex der „Arisierung“ mit seinen jeweils regional spezifischen Merkmalen zuzuwenden.
Florian Hellberg/Jürgen Stude (Hrsg.): „Arisierung“ im ländlichen Raum am Beispiel der Gemeinden Kippenheim und Schmieheim
Von Marco Wottge
Kippenheimer Schriften Band 3
Erschienen Oktober 2024
28 Seiten mit 30 Abbildungen
ISBN 978-3-943874-51-8
7,00 EUR